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Mein persönlicher Weg zur Biografiearbeit

Autorenbild: Angela SmithAngela Smith


Als Kind sehr junger Eltern wuchs ich inmitten des konservativen katholischen Schwabens in einem sehr unkonventionellen Umfeld auf. Während meiner Kindheit lebte ich mit meiner Mutter in bunten Wohngemeinschaften, ich trug selbstgenähte Pluderhosen und wusste bereits mit sechs Jahren, wie man einen Joint drehte.


Die Kinder in meinem Umfeld sangen Kinderlieder, gingen zum Ballett und aßen pünktlich um 12:30 Uhr zu Mittag. Bei uns lief Frank Zappa, Ich malte Bilder gegen Atomkraft und gegessen wurde, wenn jemand aus der WG kochte.


So schwer es war, anders zu sein und nicht dazuzugehören, so erinnere ich diese Zeit dennoch mit viel Zuneigung zu den vielen Menschen, die mich für kurze Zeit begleiteten, die bei uns ein- und ausgingen, die alle kurze Fragmente in meiner Erinnerung und letztendlich in meiner Entwicklung hinterließen.


Meiner Kindheit sollte eine schwere Jugend folgen, bis ich in meinem jungen Erwachsenenalter aufbrach, um mein ganz eigenes Leben zunächst in London zu suchen. Fernab von den äußeren Urteilen, die mich bisher belastet hatten, konnte ich mich von nun an frei entfalten. Ich arbeitete in verschiedenen Betrieben, begegnete Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und absolvierte mein Studium in Spanisch und Englisch. Es folgten faszinierende Jahre in Mexiko, wo ich den Vater meiner wundervollen Kinder heiratete, bis ich schließlich mit meiner Familie nach Berlin kam.


In einer schweren Krisenzeit, in der mein Mann und ich uns trennten, begann ich eines Tages in meinem Kummer, Erlebnisse aus meiner Kindheit und Jugend, aber auch aus meinem Erwachsenenleben für mich aufzuschreiben. Traurige Erinnerungen, ebenso wie lustige Anekdoten und berührende Ereignisse. Mir wurde dabei klar, dass all die Erlebnisse - auch Verletzungen, die ich erlitten hatte - zu meiner Entwicklung beigetragen haben, dass sie Teil dessen sind, was ich heute bin und dass ich selbst auch schmerzhaften Erfahrungen einen Sinn geben kann, wenn ich mich dafür öffne. Und genau das wollte ich, sowohl für mich als auch für andere.



Als ich dann die Biografiearbeit kennenlernen durfte, war es genau dieser wertfreie Blick auf eine mögliche Sinnhaftigkeit des Erlebten und damit auch die Ausrichtung auf die Potentiale der Zukunft, die mich faszinierten und damit stand fest: Genau das möchte ich heute weitergeben. Die Biografiearbeit bietet die großartige Möglichkeit, das gelebte Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu würdigen, sich mit dem zu verbinden, was uns als Mensch ausmacht und den weiteren Lebensweg bewusst zu gestalten.

 
 
 

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